Tantalos
Von Tantalos wird erzählt, er sei ein Sohn der Kronidentochter Pluto, und als Vater nennt man entweder Tmolos oder sogar Zeus selbst.
Zwei Kernmotive bestimmen die Geschichten über ihn: das Mahl, das er mit den Göttern teilt oder für sie veranstaltet, und seine Überhebung als Beispiel für menschliche Hybris und ihre Bestrafung. Zeus, so heißt eine Version, ließ Tantalos zur Tafel der Olympier zu und vertraute ihm seine Pläne an, aber dieser verriet sie den Menschen und stahl auch für sie die Götternahrung Nektar und Ambrosia.
In einer andern Fassung wollte Tantalos die Allwissenheit des Zeus prüfen; er lud ihn mit den Olympiern zu einem Essen, für das er seinen Sohn Pelops in Stücke schnitt.
Zur Strafe für diese Vergehen erlitt Tantalos nach seinem Tod in der Unterwelt die sprichwörtlich gewordenen Qualen. Einen Baum über sich, steht er bis zu den Hüften im Wasser und wird von Hunger und Durst gefoltert, denn die fruchtbeladenen Zweige schnellen hinweg, wenn er nach ihnen greift, und der Wasserspiegel senkt sich, sobald er sich bückt und zu trinken versucht. Außerdem schwebt ein riesiger Felsblock über dem Baum und droht ständig, Tantalos zu zerschmettern.

Pelops
Den hingeschlachteten Sohn des Tantalos, Pelops, hatten die Götter wieder zum Leben erweckt. Pelops heiratete in zweiter Ehe die Königstochter Hippodameia, die er dadurch gewann, daß er ihren Vater ums Leben brachte: Der König Oinomaos wollte seine Tochter nur dem Bewerber zusprechen, der ihn beim Wagenrennen besiegte.
Von Pelops bestochen, zog ein Diener vor dem Rennen die Nägel aus der Wagenachse, so daß Oinomaos tödlich verunglückte.

Atreus
Atreus und Thyestes, die Söhne von Pelops und Hippodameia, ermordeten den aus erster Ehe stammenden, vom Vater geliebten Chrysippos. Pelops verdächtigte jedoch Hippodameia, die darauf Selbstmord beging.
Nach dem Tod ihres Vaters stritten sich Atreus und Thyestes um die Herrschaft in Mykene. Als bekannt wurde, daß Thyestes mit Atreus’ Frau die Ehe gebrochen hatte, mußte er fliehen. Atreus hatte von Aerope, die er nun tötete, die Söhne Menelaos und Agamemnon sowie die Tochter Anaxibia; Thyestes die Söhne Pleisthenes (II), Tantalos (II) und die Tochter Pelopia.

Aus der ersten Ehe von Atreus stammte sein Sohn Pleisthenes (I), den Thyestes in die Verbannung mitnahm, dort wie ein eigenes Kind aufzog und schließlich als Mörder gegen den Vater ausschickte.
Atreus erkannte zu spät, daß er in dem Entdeckten den eigenen Sohn hatte hinrichten lassen.
Um Rache zu nehmen, gab er vor, sich mit dem Bruder versöhnen zu wollen. Thyestes kehrte zurück und bekam zum Willkommen das Fleisch seiner ermordeten Söhne vorgesetzt.
Er verfluchte den Bruder und floh erneut. Die Flucht führte ihn zu seiner Priesterin gewordenen Tochter Pelopia, mit der er unerkannt einen Sohn, Aigisthos, zeugte. Da Pelopia jedoch von Atreus geheiratet wurde, sah dieser in Aigisthos sein eigenes Kind. Es gelang ihm nochmals, Thyestes nach Mykene zurückzulocken, wo er ihn einkerkerte. Durch Aigisthos wollte er den Bruder im Schlaf umbringen lassen, doch der Anschlag mißlang: der Knabe wurde entwaffnet und von Thyestes als sein Sohn erkannt. Er ließ durch ihn Pelopia rufen, die nun entdecken mußte, daß sie Aigisthos in Blutschande empfangen hatte. Aus Entsetzen darüber stürzte sie sich in das Schwert, mit dem Aigisthos seinen Vater bedroht hatte. Thyestes befahl dem Sohn jetzt, Atreus zu töten, und wurde auf diese Weise neuer König von Mykene.

Agamemnon
Als Nachfolger seines Vaters Atreus vertrieb Agamemnon Thyestes vom Thron. Seiner Ehe mit Klytaimnestra entsprangen die Töchter Iphigeneia und Elektra sowie der Sohn Orestes.
Um die Schmach seines Bruders Menelaos zu rächen, dessen Frau, Helena, von Paris, dem Sohn des trojanischen Königs Priamos, geraubt worden war, führte Agamemnon einen Vergeltungszug der Griechen an. Den Aufbruch der Flotte in Aulis verhinderte aber ungünstiger Wind, eine Strafe der Jagdgöttin Artemis, die von Agamemnon durch die Behauptung beleidigt worden war, daß er es ihr im Jagdgeschick gleichtue. Der Priester Kalchas verkündete, daß die
Ausfahrt nur gelinge, wenn der König die schönste seiner Töchter der Göttin opfere. Agamemnon ließ darauf Iphigeneia nach Aulis holen, unter dem Vorwand, sie Achilleus zu vermählen.
Während des Königs Abwesenheit im Kampf um Troja näherte sich Aigisthos der Königin und wurde ihr Liebhaber. Klytaimnestra, durch die vermeintliche Opferung Iphigeneias tief verletzt, entschloß sich mit Aigisthos zur Ermordung des heimkehrenden Königs. Als Agamemnon nach seiner Ankunft ein Bad nahm, warf sie ihm ein Netz über, so daß Aigisthos den Wehrlosen erschlagen konnte.

Orestes
Der Sohn Agamemnons wuchs bei seinem Onkel Strophios auf, zusammen mit dessen Sohn Pylades. Als er erwachsen war, wurde ihm vom delphischen Apollon geraten, seinen Vater zu rächen. Begleitet von Pylades, ging Orestes nach Mykene und vollzog dort an Aigisthos und Klytaimnestra die tödliche Rache.
Aber wegen des Muttermords verfolgten ihn nun die Erinnyen, vor denen ihn auch der Gott nicht schützen konnte. Ein Orakel in Delphi verhieß ihm jedoch Erlösung, wenn er von der taurischen Halbinsel eine Statue nach Griechenland bringe.

Iphigeneia
Als Agamemnon seine Tochter opfern wollte, war Artemis versöhnt und entrückte Iphigeneia in einer Wolke auf die taurische Halbinsel, wo sie ihr als Priesterin zu dienen hatte. Widerwillig fügte sich die Griechin in den Brauch des barbarischen Volks, der Göttin Menschenopfer zu bringen.
Als Orestes und Pylades nach ihrer Landung in Gefangenschaft gerieten, erkannten sich Bruder und Schwester, und Iphigeneia gelang es, den Taurerkönig Thoas zu täuschen. Eine Prozession vorspiegelnd, erreichte sie mit ihren Befreiern und der von ihnen geraubten Statue den Strand, und mit Hilfe der Götter schließlich kehrten die Vereinten nach Griechenland zurück. Nun ließen die Erinnyen von der Verfolgung des Orestes ab.
In Delphi trafen die Heimgekehrten mit Elektra zusammen, die in Verkennung der Situation Iphigeneia zunächst für die Mörderin ihres Bruders hielt und sie blenden wollte. Orestes trat aber dazwischen und berichtete, was sich begeben hatte. Als König kehrte er nach Mykene zurück, während Elektra sich mit Pylades vermählte. Iphigeneia beschloß ihr Leben als Priesterin in Attika, wo in einem Heiligtum das Standbild der Artemis aufgestellt worden war.